Aus jedem Raum ein anderer Ton
Tag der offenen Tür bei der Stadtjugendkapelle — Alle Instrumente testen
HERZOGENAURACH – Ein Wirrwarr von Tönen erklingt in den Fluren des Vereinsheims der Stadtjugendkapelle, es quäkt, brummt, dröhnt. Das helle Schallen stammt vom achtjährigen Finlay: Die Backen fest angespannt, bläst er die Trompete.
„Willst du noch ein Instrument ausprobieren?“, fragt Sven Meschede, als der Junge keine Luft mehr hat. Finlay nickt energisch und hält kurze Zeit später ein im Vergleich zu seiner Größe riesiges Euphonium (tiefes Blechblasinstrument) in der Hand. „Beim Tag der offenen Tür kann man einfach mal ausprobieren und hat die Zeit für Gespräche mit den Lehrkräften, die man sonst nicht hat“, erklärt Norbert Engelmann, musikalischer Leiter der Stadtjugendkapelle.
Finlay ist schon wieder auf dem Sprung in den nächsten Raum, wo unter anderem Schlagzeug, Saxofon und Querflöte darauf warten, getestet zu werden. Finlay nimmt bereits bei der Stadtjugendkapelle Oboen-Unterricht. Warum er beim Tag der offenen Tür fast jedes Instrument in den Händen halten will? „Es macht einfach Spaß“, sagt der Junge.
Gut besetzt
Die Stadtjugendkapelle hat viele solch begeisterter Mitglieder, weshalb sie momentan auch gut besetzt ist. „Aber wir merken schon die geburtenschwachen Jahrgänge und das G8“, sagt Norbert Engelmann. Viele Eltern würden nach der Grundschulzeit davor zurückschrecken, ihre Kinder in einem der Orchester anzumelden.
Die Eltern konnten sich am vergangenen Samstag selbst ein Bild davon machen, wie die Proben in den Orchestern ablaufen. So erlaubte beispielsweise die Juniorband, in der auch Finlay mitspielt, einen Blick hinter die Kulissen.
Wieder ein kleines Wirrwarr an Tönen. „Was für Noten sind das?“, fragt Juniorband-Leiter Clemens Vykydal und blickt dabei in die Gesichter ratloser Drittklässler. „Achtel“, sagt ein Junge, der die Antwort vom Vater eingeflüstert bekommen hat. „Dann spielt sie auch kürzer“, sagt der Band-Leiter. Als die Juniorband später zur „Sinfonie mit dem Paukenschlag“ kommt, blühen die jungen Musiker richtig auf. Die Pauke rumst. Die Flöten klingen voller Elan.
„Für uns ist es wichtig, dass jeder in einem Orchester ist. Das ist eine wesentliche musikalische Komponente, bei der jeder Schüler auch Verantwortung erlebt“, erklärt Engelmann das Konzept der Stadtjugendkapelle. Und wer weiß, vielleicht werden aus Finlay und den anderen einmal richtige Profimusiker.