Gemeinschaftskonzert mit der Jugendkapelle Aurachtal


Nordbayrische Nachrichten

Vom Prophet zu den Vampiren

Gemeinsames Konzert der Jugenkapellen Herzogenaurach und Aurachtal

Zum vierten Mal überzeugten die Jugendkapelle Aurachtal und die Stadtjugendkapelle Herzogenaurach in einem gemeinsamen Herbstkonzert ihr treues Publikum.

Andreas Krome und Bernhard Schwab begrüßten die zahlreichen Gäste des Gemeinschaftskonzertes, das sich zuletzt im Zweijahresrhythmus gefestigt hat, und das den guten Draht zwischen den beiden hochklassigen Blasorchestern verstärkt. Die Stadtjugendkapelle unter ihrem Dirigenten Norbert Engelmann eröffnete mit «Conzensus» des zeitgenössischen belgischen Komponisten Jan Van der Roost das Konzert.

Andreas Krome führte dann durch das Programm der Jugendkapelle und kündigte eine musikalische Reise nach Südamerika an. Mit «Los Cordilleras de Los Andes» von Antonio Malando entführte Wolfram Heinlein mit der Jugendkapelle Aurachtal die Zuhörer zu drei Gipfeln der längsten Gebirgskette der Welt. Die Vulkane Cotopaxi in Ecuador, Coropuna in Peru sowie der Illimani in Bolivien wurden in drei Sätzen vertont.

«Jungle» wurde von Christian Kaltenhäusser dramatisch angekündigt. Sanfter Regenfall, Vogelgezwitscher, Affengebrüll, Elefantentrompeten und wilde Kannibalen wurden mitreißend von der Stadtjugendkapelle interpretiert. Es folgte eine musikalische Überraschung, denn aus den beiden Blasorchestern formierten sich unter dem Namen «Brässluft» neun Blechbläser, die mit der Ouvertüre zu «Das troyanische Boot» ein sehr schwungvolles Stück von Mnozil Brass zum Besten gaben.

Den ersten Teil des Konzertes beschlossen Musikszenen aus der American Folk Opera «Porgy and Bess» von George Gershwin. Die weltberühmten Songs «Summertime» und «I got plenty of nuttin» fanden hier eine wunderschöne Interpretation durch die Aurachtaler Musiker, bei denen mehrere Solisten Akzente setzten.

Wiederum die Jugendkapelle Aurachtal nahm nach der Pause mit dem «Krönungsmarsch» aus der Oper «Der Prophet» den musikalischen Faden wieder auf. Giacomo Meyerbeer, eigentlich Jacob Meyer Beer aus der Nähe von Berlin stammend, gilt als einer der erfolgreichsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts. In «Der Prophet» stellte er die Krönung von Johann von Leiden im Dom zu Münster dar.

Im folgenden Stück schwang Clemens Vykydal den Taktstock vor der Stadtjugendkapelle. Seit Beginn des neuen Schuljahres leitet er die Bläserklassen an Grundschulen in Herzogenaurach und gab mit dem dreisätzigen Werk «Tirol 1809» ein gelungenes Debüt vor dem hiesigen Publikum. Sepp Tanzer hat mit diesem Werk den Freiheitskampf der Tiroler Bauern gegen die Übermacht französischer Truppen dramatisch in Szene gesetzt.

Vor dem nächsten Stück der Jugendkapelle bat Andreas Krome vorsichtshalber um medizinischen Beistand aus dem Publikum, da es sich um die blutrünstige Vertonung von «Tanz der Vampire» handelte.

Es traute sich niemand, doch zum Glück erwies sich die Vorsichtsmaßnahme als überflüssig, und die Zuhörer konnten sich auch hier gefahrlos dem Genuss von Roman Polanskis Musical-Melodien widmen. Mit einem Auszug aus dem Buch Genesis stimmte Christian Kaltenhäusser die Zuhörerschaft auf das letzte Stück des offiziellen Programms ein: «Noah‘s Ark» von Bert Appermont. Auch hier arbeitete Engelmann viele Details dieser biblischen Geschichte musikalisch plastisch heraus. Einen schönen klanglichen Akzent setzte zum Beispiel das neu angeschaffte Vibraphon. Verständlich, dass das Publikum die Jugendkapellen nicht ohne Zugaben aus ihrer schönen Pflicht entlassen wollte. Großer Applaus belohnte alle Mitwirkenden.

WOLFGANG NIEWELT
27.10.2009